Bezirksverband für Gartenbau und Landespflege Mittelfranken

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Ist unsere Friedhofskultur am Ende?

Vortrag im Rahmen des Friedhofsseminars des Bezirksverbandes Mittelfranken am 10.11.2012

Von Kreisfachberater Franz Kraus

Friedhöfe sind ein Teil unserer Kultur. Sie sind auf der Grundlage der jüdisch – christlichen Bestattungspraxis entstanden. Zunächst war der Bestattungsort der Toten um die Kirche. Mit Ausdehnung der Städte und mit Seuchen wurden die Friedhöfe außerhalb der Orte oder in der Landschaft angelegt.

Für den Friedhof wählte man meist einen privilegierten Platz aus. Die Gemeinschaft der Lebenden war auch im Tode vereint. Deshalb prägen gemeinsame Gestaltungselemente die Friedhöfe.

In letzter Zeit konnte man verschiedene Veränderungen in der Bestattungspraxis und den Friedhöfen feststellen.

• Der Tod wird in der Gesellschaft verdrängt und tabuisiert

• War das Sterben früher in die Gemeinschaft eingebettet, so ist die Vereinsamung heute auch im Tode spürbar. Sterben wird zur Privatsache. Anonymisierung.

• Unsere Gesellschaft ist eine plurale Gesellschaft geworden. Die Vielfalt spiegelt sich auch in den Bestattungsformen wider.

• Christliche Bräuche sind im Schwinden. Vielfalt an Religionsgemeinschaften spiegelt sich auch im Friedhof wieder.

• Sterben ist nicht mehr bezahlbar – Alternativen werden gesucht

• Die Mobilität in der Gesellschaft führt dazu, dass die Angehörigen, die ein Grab pflegen wollen, oft weit verstreut leben.

• Die Urnenbestattung nimmt stark zu

• Baumbestattungen in Friedwäldern und andere alternativen Formen werden immer wieder nachgefragt

• Privatisierung im Friedhofswesen

Friedhöfe sind ein Spiegel ihrer Zeit. Modeerscheinungen machen auch vor dem Friedhof nicht Halt.

• Industriell hergestellte Materialien wie Waschbeton prägen/prägten manchen Friedhof

• Mangel an Bewusstsein für Gestaltungsqualität  Grabzeichen werden „von der Stange“ gekauft.

• Die Bepflanzung entspricht der Vielfalt des Angebots aus dem Katalog / Gartencenter.

• Prestigedenken macht auch vor dem Friedhof nicht Halt (zeigt sich in den Grabsteinen und Einfassungen)

• Ein überzogenes Sauberkeitsdenken prägt oftmals die Friedhöfe auf dem Land.

Wohin geht die Reise? Werden unsere Friedhöfe immer leerer, trister?

Es besteht Handlungsbedarf.

Alle am Friedhof beteiligten – Träger, Handwerker, Gärtner und Floristen suchen nach

Lösungen um den veränderten Bedingungen in der Gesellschaft gerecht zu werden. Um den Friedhof auch zukünftig als Kult(ur)ort in den Städten und Gemeinden zu haben sind gemeinsame Anstrengungen erforderlich.

• Friedhöfe sind oftmals Denkmäler mit einer langen Geschichte und Tradition. Diese gilt es zu wahren.

• Friedhöfe sind ein Ort der Trauer und sollten deshalb eine entsprechende Gestaltung aufweisen und die dazu nötigen Räume schaffen.

• Den veränderten Bedingungen in der Gesellschaft ist Rechnung zu tragen. Gemeinschaftsgrabfelder anlegen statt Urnenwände. Möglichkeiten für Baumbestattungen in bestehenden Friedhöfen prüfen.

• Friedhöfe sind Orte des Lebens. Die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tode sollte spürbar sein. Das Leben sollte greifbar sein. Prägend sind Bäume, die einen hohen Symbolwert besitzen. Sie haben Parallelen zum Wesen des Menschen. Zeigen sie uns sowohl die Ewigkeit als auch die Vergänglichkeit auf. Der Natur sollte ein gewisser Spielraum eingeräumt werden, damit sich das Leben entfalten kann.

• Bei der Grabgestaltung sollten zeitlos schöne und aussagekräftige Denkmäler errichtet werden. „Denk mal“ über das Leben des Verstorbenen und auch dein Leben nach.

Handwerklich bearbeitete Steine in einer schlanken aufrechten Form oder auch Grabmäler aus Holz oder Metall sollten aufgestellt werden.

• Die Bepflanzung eines Grabes soll nicht nur schön sein, sondern könnte viel mehr noch symbolträchtig gestaltet werden. Dazu ist es nötig die Symbolsprache der Blumen zu kennen.